Teil 1: „Leidenschaften und Intrigen.“

 

Frau Kuhnert, zu Beginn des Gesprächs eine ganz einfache Frage: Warum sind Sie Kriminalschriftstellerin geworden?

C. K. Im Kriminalroman kann ich alles darstellen, was im Leben der Menschen von Bedeutung ist. Ihre Träume, ihre Vorlieben, Ängste und Schwächen. Es ist Platz für Leidenschaften und Intrigen, alles ist möglich, sogar Tabubrüche. Was liegt also näher, als die Geschichten, die ich im Kopf habe, in Form eines Kriminalromans zu Papier zu bringen.

 

Liest man als Autorin eigentlich selbst Kriminalromane?  Wenn ja, wer begeistert Sie?

C. K. Natürlich, schon seit vielen Jahren. Zuerst las ich Bücher von Agatha Christie, dann Dorothy Sayers und Elisabeth George und viele weitere Romane, die in England spielen. Mit Donna Leon entdeckte ich Venedig und mit Andrea Camilieri Sizilien. Robert Wilson zeigte mir den Süden Spaniens, Henning Mankell Schweden und Polina Daschkowa sowie Viktoria Platowa Russland. Aber warum in die Ferne schweifen? In letzter Zeit begeistere ich mich für deutsche Kommissare beiderlei Geschlechts, die wie bei Nele Neuhaus im Taunus, Rita Falk und Nicola Förg im Allgäu oder bei Susanne Mischke in Hannover ermitteln und erfreue mich an den skrupellosen Frauen von Ingrid Noll oder an Elisabeth Hermanns Anwalt Vernau, um nur die bekanntesten zu nennen.

 

Ihre Geschichten spielen oftmals in vermeintlichen Kleinstadtidyllen. Inwieweit inspiriert Sie die Umgebung, in der Sie selbst leben?

C. K. Am besten kann man über Dinge schreiben, die man gut kennt. Das gilt auch für die kleinstädtische Umgebung. Das Leben in einer Kleinstadt spiegelt das Leben in allen Facetten wieder. Im Unterschied zu einer Großstadt treten hier nur die Strukturen deutlicher zu Tage, weil der Maßstab aller Dinge kleiner ist, die Menschen sich untereinander kennen und alles sehr viel persönlicher ist. Im übrigen gilt hier das gleiche wie überall: Wer mit offenen Augen und Ohren durchs Leben geht, sieht vieles, was andere nicht wahrnehmen und aus vermeintlichen Idyllen werden mit ein wenig Phantasie Schreckensvisionen.

 

Interview Teil 2: Egozentrik und Skrupellosigkeit.