Teil 2: „Egozentrik und Skrupellosigkeit.“

 

In Ihrem ersten Roman wurde ein Bürgermeister ermordet. Konnten Sie ermitteln, ob der Bürgermeister Ihren Roman gelesen hat?

C. K. Welcher Bürgermeister? Ich kenne mindestens sieben, die sich angesprochen fühlen könnten, denn der „Tod am Hochsitz“ spielt in einer Kleinstadt vor den Toren Hannovers, die an Burgdorf erinnert, aber auch Züge von Großburgwedel hat und der ein Straßendorf vorgelagert ist, das Isernhagen ähnelt. Dieser Ort ist also fiktiv. Einer der Bürgermeister hat mir übrigens lachend erzählt, dass er mit den Worten angesprochen wurde: „Du lebst ja noch!“ und ein anderer bekam den Roman von Mitarbeitern geschenkt.

 

Wie realistisch sind die Darstellungen in Ihren Romanen?

C. K. Sie orientieren sich an den örtlichen Gegebenheiten, verschmelzen aber zu einer fiktiven Einheit. Das gilt auch für die Polizeiarbeit. Wollte man hier alles wie in der Wirklichkeit erzählen, dann würde das eine zähe Sache. Polizeiarbeit ist Routinearbeit, das sagt jeder, der damit zu tun hat. Auch der Tatort im Fernsehen hat damit wenig zu tun, denn im echten Leben ist das Landeskriminalamt in Hannover zum Beispiel nicht im chicen Gebäude der NordLB untergebracht, sondern in einem aus den Nähten platzenden Nachkriegsbau. Eine Einzelkämpferin als Kommissarin wie Maria Furtwängler, alias Charlotte Lindholm, ist genauso wenig denkbar. Das gleiche gilt für meinen Kommissar Beckmann oder den Ostfriesen Rudi Hieronymus Meyer. Ein Kriminalroman verarbeitet Realitäten mit Phantasie.

 

Ein weiteres von Ihnen im Heyne Verlag herausgegebenes Buch heißt „Eiskalte Weihnachtsengel“ Die Kurzkrimis halten, was der Titel verspricht. Sie und Ihre Kolleginnen lassen die Protagonistinnen schnell zur Sache kommen und für die Männer sieht es oftmals gar nicht gut aus...

C. K. In der Tat. Es sind Frauen, die sind am Ende ihrer Geduld, einsame Wesen, die sich nicht einfach ihrem Unglück ergeben wollen. Ohne schlechtes Gewissen lösen sie die Probleme auf ihre Weise, fragen sich nicht, ob sie sich strafbar machen. Für mich ist das ein interessantes Phänomen, weil diese Egozentrik und Skrupellosigkeit in der Wirklichkeit auch immer mal wieder vorkommt. Viele meiner Kolleginnen sehen das genauso.

 

Interview Teil 3: Mörderische Schwestern